Ein Interview mit der 12-jährigen Deutschen Meisterin Damen C

„Hallo, Jasmin. Es ist jetzt schon ein paar Tage her, dass du in Erfurt bei den TT-Finals ziemlich überraschend Deutsche Meisterin im Einzel der Damen-C-Klasse geworden bist. Wie fühlt sich das an, Deutsche Meisterin zu sein? Hast du es schon ein bisschen realisieren können? Was haben deine Klassenkameraden oder die Lehrer eigentlich dazu gesagt?“

Jasmin:

Es ist einfach ein großartiges Gefühl, so etwas mal geschafft zu haben. Natürlich ist es für mich erst mal schwer zu glauben, dass ich wirklich Deutsche Meisterin geworden bin. Aber so langsam realisiere ich es – und es fühlt sich gut an. Am Ende habe ich auch viel Lob von meiner Familie, Oma, Opa, Onkel, Tanten und meinen Freunden bekommen. War cool. 😊

„Du warst mit deinen Eltern und deinem Vereinstrainer und -coach Markus Reiter in Erfurt. Sie haben ja alle 3 Tage auf der Tribüne oder an der Bande mitgefiebert und mitgelitten. Nach dem Finale sagte dein Vater, er sei der glücklichste Papa der Welt. Wie sehr hat dir die Unterstützung deiner Eltern und deines Coaches geholfen?“

Jasmin:

Für mich war es sehr hilfreich, einen guten Coach zu haben, der mich unterstützt, mir tolle Tipps gibt. Er fördert mich auch in meinem individuellen Spielstil. Gut ist auch, dass er mir nicht vorschreibt, wie ich spielen muss. Sein Coaching hat mir in Erfurt mental aber auch qualitativ sehr geholfen, genauso wie seine Analysen zu meinen Gegnerinnen. Wir hatten zu allen Gegnerinnen einen Plan. Das hat sehr gut funktioniert. 😊 Neben Markus waren meine Eltern immer an meiner Seite und haben alles für mich getan, mich immer unterstützt und angefeuert. Aber auch meine Familie, die nicht in Erfurt dabei war, wollte immer auf dem Laufenden gehalten werden und hat für mich mitgefiebert. Online und per Whatsapp sozusagen.

„Es gab ja einige knifflige Situation im Verlaufe des Turniers. Ich denke da speziell an die 5-Satz-Spiele im Halbfinale und Finale. Im Finale hattest du im 4.Satz ja sogar schon 2 Matchbälle, um doch noch in der Verlängerung nach einem Kantenball gegen dich in den Entscheidungssatz zu müssen. Das bringt die meisten aus der Fassung. Dich offenbar nicht. Wie hast du diese entscheidenden Momente erlebt?“

Jasmin:

Natürlich war es ärgerlich für mich, dann noch den 5.Satz spielen zu müssen. Es wird ja nach jedem Satz immer anstrengender am Ende von einem Turnier. Im Halbfinale habe ich auch mal beim 1:2 Satzrückstand die Nerven etwas verloren. Da hat es aber Markus in der Satzpause geschafft, mich mit ein paar Worten zu beruhigen, so dass ich mich wieder fangen konnte. Ich gewann dann die nächsten beiden Sätze, den 5.Satz sogar mit 11:2. Im Finale war es selbst für mich verblüffend, dass ich nach dem Kantenball in der Verlängerung zum 2:2 Satzausgleich noch so ruhig bleiben konnte. Ich meine, was hilft es, sich über Sachen aufzuregen, die eh schon passiert sind und an denen man nichts mehr ändern kann. Mit diesen Gedanken gewann ich den 5.Satz ohne weitere Probleme. Der Satzausgleich hat erstaunlicher Weise meine Gegnerin nicht beflügelt. Zum Glück.

Mit 12 Jahren warst du die Jüngste im Feld und hast teilweise gegen viel ältere Spielerinnen gespielt. Deine Gegnerin im Halbfinale hätte auch deine Großmutter sein können, hatte also sehr viel mehr Erfahrung als du. Trotzdem ist sie im 5.Satz eingebrochen und du hast 11:2 gewonnen. Ähnlich lief es ja dann auch im Finale. Wie machst du das?“

Jasmin:

Ich habe mich auch schon gefragt, wieso beide Spielerinnen im 5.Satz nicht mehr so gut gespielt haben. Ich vermute einfach, dass sie davor beide schon ein 5-Satz-Match knapp gewonnen hatten und ihnen so einfach etwas die Kraft und Konzentration gefehlt hat. Mir war klar, dass ich mich zusammenreißen musste und mir keine Fehler mehr erlauben durfte. Aber auch Markus hatte da so seine Tricks und Taktiken, die Gegnerin vom Stuhl aus aus der Ruhe zu bringen.

„Jasmin, was glaubst du, sind deine Stärken und Schwächen? Woran willst du in den nächsten Monaten im Training arbeiten, um dich zu verbessern?“

Jasmin:

Mein Spiel ist ja eher abwartend, etwas passiver: Schupfen und blocken. Ich möchte aber in Zukunft aktiver spielen, auch die Vorhanderöffnung gut beherrschen können, genauso wie ich meine Aufschläge verbessern muss. Gute Aufschläge brauche ich für meine Spielart unbedingt, um noch weiter zu kommen. Auch die Platzierungen vom Block und Topspin im Ballwechsel sind für mich wichtig, wenn ich besser werden will. Da hat Markus durch die Beobachtungen in Erfurt schon viele Ideen für die nächste Zeit aufgeschrieben.

„Wie geht es jetzt weiter nach dieser Deutschen Meisterschaft? Welche Ziele hast du dir für die nächsten Monate gesteckt“

 Jasmin:

Erstmal möchte ich bei den Hessenranglisten Mädchen 15 gut abschneiden. Und nach den Sommerferien fängt ja wieder eine neue Saison an, also wieder die Hessenliga bei den Mädchen und die Hessenliga der Damen. Auch möchte ich gegen die gleichaltrigen Mädchen, die im Hessenkader trainieren, gewinnen. Mal sehen…

„Danke, Jasmin, für dieses Gespräch und alles Gute für deine Zukunft!“

Jasmin:

Vielen Dank!

Text und Fotos: Markus Reiter 

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